Tagebuch aus der Isolation

 

„Der Flachgau, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2020. Sternzeit 302788.44208535726. Wenige Kilometer vom Ortskern entfernt beschäftigen sich die Familienmitglieder mit Dingen, die sie nie zuvor geahnt hätten.“

So oder ähnlich könnte der Anfangstext vieler Familien lauten, die das gleiche Los wie wir teilen. Aufgrund der derzeitigen Situation ist die Welt zum Fast-Stillstand gezwungen, keiner soll raus aus dem Haus, kein Fremder soll rein. Die Kinder sind großteils von der Schule zu Hause, gut versorgt mit Lernstoff. Die Eltern haben Betriebs- oder Sonderurlaub, manchen wurde sogar gekündigt, einige wurden freigestellt. Andere haben das Glück, Homeoffice zu machen. Andere leider nicht, weil sie jetzt in ihrem Beruf dringender gebraucht werden denn je. Meinen vollsten Respekt dafür!

Der Beginn…

Vor kurzem haben wir noch einige Erledigungen gemacht um nicht in den größten Ansturm zu geraten. Irgendwie verständlich, keiner weiß, wie lange diese Situation andauert. Manche sagen in ein paar Wochen, andere reden von ein paar Monaten – we will see.

Irgendwie stand ich am Wochenende neben mir, ständig hörte man neue Nachrichten über das schreckliche Virus, das sich unentwegt ausbreitet, gemeine Fehlmeldungen, Verordnungen der Bundesregierung… das musste erst sacken und ich musste meine Gedanken fassen. Den Kindern erklären was los ist, Diskussion mit Kind Nummer zwei geführt, wieso sie jetzt nicht bei einer Freundin schlafen darf obwohl ich gesagt habe (irgendwann) sie soll sich was ausmachen…. und ihnen eingeschärft, was sie tun sollen – Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen…

Ich gebe zu, manchmal hab ich kurz die Nerven verloren weil auch ich etwas überfordert war. Muss ich wirklich zehn Packungen Toilettpapier kaufen? Was mach ich mit so viel? Panieren und backen? Vielleicht hat Pinterest eine Idee…

Zwischen Homeoffice, Haushalt und „ach das wollte ich schon immer mal daheim fertig machen“ muss man auch darauf achten dass die Kinder ihren vorgegebenen Lernplan einhalten.

Die Tage vergehen

Tag eins war noch ruhig, wir konnten erst am Tag zwei die Schulsachen der Tochter in der VS mit den Lernplänen für die nächsten drei Wochen abholen, die Große hatte auch Galgenfrist. Und wir mussten uns auch auf die neue Situation einstellen.

Mein Mann und ich standen pünktlich auf, wir mussten ja zur Arbeit – haha… Laptops an und ran an die Tastatur. Kein romantisches Frühstück und verliebtes gemeinsames kochen. Wir gestalten den Alltag so normal wie möglich, auch für die Kinder.

Gestern an Tag zwei haben die Kinder mit ihrem Lernstoff begonnen, mit drei Laptops am Tisch und Unmengen an Papier und Lernbüchern dauerte alles ewig, Streitereien um Arbeitsplatz (das Buch von Kind eins war einen cm auf Heft von Kind zwei), wer den Stift zuerst haben darf und zu lautes Atmen vom Gegenüber – ein neuer Plan musste her.

Muss ich wirklich zehn Packungen Toilettpapier kaufen?
Was mach ich mit so viel? Panieren und backen?

Tag drei – es gibt getrennte Lernstunden, dazwischen Pausen und das schöne Wetter ausnutzen. Wir haben das Glück einen großen Garten zu haben, da können sich die Kinder austoben. Kind zwei hat ein neues Haustier am Wochenende bekommen – pflegeleicht, braucht nur etwas Brot und Körner, dafür bekommt man ein Ei…

Sie ist stolze Besitzerin des Huhns „Henriette“ und sie kümmert sich liebevoll darum. So ist sie motiviert, früh aufzustehen, Hühner zu füttern und dann wird gelernt. Wenn sie Glück hat, hat ihre Henriette ihr schon ein Frühstücksei gelegt, lernt also gleichzeitig unbewusst etwas. Die Große macht ihre Arbeiten dazwischen und stellt dauernd ihr Zimmer um, so ist sie auch beschäftigt.

Wir werden auch Hauswirtschaft (Mithilfe beim Kochen) und Allgemeinbildung mit einfließen lassen, gestern fragte mich die Große als sie einen Zeitungsartikel las „wer nennt seine Firma bitte HU??? … WHO! World Health Organisation!

 

 

Aber ich glaube es geht vielen Eltern so, manche fühlen sich wohl eingesperrt mit Mann und Kind weil sie es nicht gewohnt sind 24 Stunden zusammen zu sein. Selbst im Urlaub nimmt man ja oft Interessen getrennt wahr…

Wir machen das Beste draus, wir sind gesund. Wir haben das Glück, dass wir gut versorgt sind, fließendes Wasser haben, Strom, unendliche TV-Sender und Handys, somit ist der Kontakt zur Außenwelt nicht komplett abgebrochen. Eine wirkliche Not werden wir wohl nicht erleben, das einzige das uns beschäftigen wird, sind wir selbst, ob manche das können – sich mit sich selbst beschäftigen?  – und mit ihren Liebsten?

Wir haben gute Kleidung, gefüllte Kühlschränke und Gefriertruhen, wir können trotzdem einkaufen gehen und uns frei bewegen. Soll uns nichts Schlimmeres passieren als ein paar Wochen in unseren eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein mit einem Dach über dem Kopf und warmen, fließenden Wasser.

Ich hoffe auch, dass diese Situation bald vorbei geht und das Leben wieder weitergeht aber ich halte mich an die Vorschriften. Das ist mein Beitrag, um das Virus zu bekämpfen und meine Lieben zu schützen!

 

Und an alle Eltern – stay strong – ihr seid nicht alleine!!