Darauf kommt es an: Disziplin, Durchhaltevermögen und Versorgungssouveränität
Landesrat Sepp Schwaiger, als Berndorfer ein Haunsberger, gibt uns in einem kurzen Interview einen Lagebericht – auch über den landwirtschaftlichen Aspekt der Corona-Krise.
Die „Isolation“ dauert an, das ist für viele Menschen mühsam und entmutigend. Warum dürfen wir jetzt nicht aufgeben?
Gerade in der jetzigen Situation ist Disziplin und Durchhaltevermögen notwendig, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Jeder von uns rettet mit der Einhaltung der notwendigen Verhaltensregeln Leben und schützt sich selbst.
Warum ist es so schwer, das Ausmaß dieser Situation zu begreifen?
Die Situation, in der wir uns derzeit befinden, ist für alle neu. Das bedeutet, dass wir jetzt aufgrund der getroffenen Schutzmaßnahmen neue Verhaltensweisen im täglichen Zusammenleben annehmen und konsequent einhalten müssen, so schwer es auch für viele ist. Wahrscheinlich können wir Vieles erst im Nachhinein begreifen.
Viele Menschen haben den Eindruck, es passiert eigentlich nicht viel, das COVID-Haus sei kaum ausgelastet, die restlichen Krankenhäuser so gut wie leer. Dürfen wir das nicht unterschätzen?
Hier kann man immer nur darauf hinweisen, dass wir uns jetzt auf zukünftige Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus vorbereiten müssen. Aufgrund der jetzigen Situation wird sehr viel im Bereich des Schutzes und der Vorkehrungen gegen das Corona-Virus unternommen. Vorbereitungen im Bereich der Krankenanstalten wie eine Erhöhung der Bettenanzahl, des Personals und der allgemeinen und individuellen Schutzmaßnahmen sind nur einige der Maßnahmen. Dazu gehört auch, Kapazitäten in den Krankenhäusern für Covid-Fälle freizuschaufeln.
„Wenn wir unsere Versorgungssouveränität nicht deutlich stärken,
haben wir und unsere Kinder keine rosige Zukunft.“
Auch die Tierärzte bekommen nur schwer oder auch gar keine Handschuhe, Antiseptikum, Mundschutz usw. Wie könnte sich das auf die Landwirtschaft auswirken?
Tatsächlich gibt es in diesem nicht unwesentlichen Bereich Versorgungslücken, die nach Möglichkeit zu schließen sind. Ein Ausfall von Tierärzten würde die Versorgungssicherheit in der Landwirtschaft ganz wesentlich beeinträchtigen.
Wie versorgen Sie sich gerade und kochen Sie auch selbst?
Wir kaufen vorwiegend bei unserem kleinen Lebensmittelhändler in meiner Heimatgemeinde Berndorf. Das ist uns nicht nur in Zeiten einer Krise ein großes Anliegen. Dies garantiert nicht nur Regionalität der Produkte, sondern auch regionale Wertschöpfung im Ort und Versorgungssicherheit, insbesondere auch für ältere Menschen. Meine Frau kocht wesentlich besser als ich, was aber nicht heißt, dass ich nicht auch ab und zu ein Essen zubereite.
Was wird, wenn diese Krise vorbei ist, Ihre Aufgabe sein? Was meinen Sie, verändert Corona für die heimischen Landwirte?
Meine Aufgabe als Agrarreferent wird vorwiegend sein, gemeinsam mit den kleinen und größeren Produzenten in unserem Land danach zu trachten, dass sich die Märkte in Salzburg einigermaßen stabilisieren. Das trifft vor allem Milch und Fleisch, aber auch Eier und Gemüse. Ich denke, dass wir die Kooperation mit den großen Handelsketten intensivieren, noch mehr regionale Lebensmittel ins Regal bringen und auf einen entsprechenden Verkaufserlös besonders achten.
Aber auch die Direktvermarkter und Kleinerzeuger sind mir ein ganz wesentliches Anliegen. Mit dem „Salzburger Herkunftszertifikat“ haben wir vor einem Jahr erfolgreich begonnen. Wir werden mit aller Kraft an diesem Projekt weiterarbeiten und vom Bauernmarkt bis hin zu anderen Absatzwegen alles versuchen, die Wertschöpfung und somit die Versorgungssicherheit deutlich zu erhöhen.
Jede Krise ist eine Chance. Diese auch?
Ganz bestimmt! Sehr viele haben in diesen Wochen erkannt, dass die Abhängigkeit vom Weltmarkt nicht ungefährlich ist. Dies trifft besonders auf den Lebensmittelbereich zu. Wenn wir unsere Versorgungssouveränität nicht deutlich stärken, haben wir und unsere Kinder keine rosige Zukunft. Wer sich selbst auf Dauer nicht im Großen und Ganzen ernähren kann, muss zum gegebenen Zeitpunkt um eine Hand bitten, die er wahrscheinlich nicht bekommt. Das wollen wir und wahrscheinlich die ganze Gesellschaft sicher nicht.